Gehörst du auch zu den Menschen, die alles gerne schnell und effektiv haben und machen wollen?
Ich gehöre zu den Menschen, die mancher Kassiererin während unserer USA-Zeit gerne die Artikel aus der Hand gerissen hätte um es selbst einzulesen und war super dankbar für jeden Self-Checkout-Schalter. Ich spiele Lehr-Videos gerne in erhöhter Geschwindigkeit ab, da mein Hirn das gut aufnehmen kann und ich keine Zeit verschwenden will. Ich habe schon einen Schnelllesekurs gemacht, weil ich auch das effektiver machen wollte (also bei Fachliteratur, nicht bei Freizeitlesen). Ansonsten plane ich meine To-Dos gerne durch, so dass ich meine Woche effektiv gestalten kann und so viel wie möglich erledigen kann.
Leider hat das Ganze einen Haken. Und dieser Haken fällt mir immer wieder mal auf die Füße.
In dieser Woche war es wieder so weit, ich habe gemerkt, dass ich einen Gang runterschalten muss, wenn ich nicht wieder eine Zwangspause in Form von einer Krankheit bekommen will. Also hab ich mir vorgenommen mich ein wenig öfter auszuruhen und auf die Couch zu setzen. “Aber wenn ich schon auf der Couch sitze, kann ich doch auch die Fachliteratur lesen, die ich für meine kommende Abschlussprüfung brauche.”, dachte ich mir. Gesagt – getan. Ich saß also mit hochgelegten Füßen auf der Couch, die Literatur auf dem Schoß und den Marker in der Hand.
Selten war ich so unlogisch und so unproduktiv. Meine aktuelle Ausbildung zum Berater für Gesundheit und positive Psychologie handelt von gesundheitsförderlichem Verhalten und Stressreduktion, sowohl körperlich als auch psychisch, und gleichzeitig machte ich genau das Gegenteil. Der Verstand sagte einerseits: entspannen und ausruhen, denn genau darum geht es in der Weiterbildung und andererseits wollte ich effektiv sein und meine Zeit, die ich außerhalb meiner Arbeitszeit, meiner Selbständigkeit und meinen Mutterpflichten zur Verfügung habe, bestmöglich nutzen. Dilemma also. Im Endeffekt war ich ineffektiv beim lernen und erholt war ich auch nicht.
Und dann kam im Gespräch mit meinen Freundinnen, die manchmal ähnliche Probleme haben, die Erkenntnis:
Auch die Pausen müssen effektiv genutzt werden!
Und zwar in der Hinsicht, dass ich mich in der möglichen Pausenzeit auch möglichst effektiv erhole, ohne Handy, ohne Terminplaner, ohne Fachliteratur. Einfach nur sein und zur Ruhe kommen, damit das Cortisol, das durch den alltäglichen Stress im Blutkreislauf ist, von unserem Körper auch regelmäßig wieder abgebaut werden kann. Denn im Stressmodus sind wir nur eingeschränkt handlungsfähig und damit weniger effektiv und langfristig riskieren wir Schlafprobleme und sogar Burnouts.
Für Erholung bleibt in meinem Alltag, wie bei vielen anderen Menschen, die mehrere Hüte tragen, nicht besonders will Zeit. Aus gesundheitlichen und damit unweigerlich aus Gründen der Effektivität müssen wir diese doch notwendigen Erholungen regelmäßig einbauen. Krank bekommt man erst recht nichts auf die Reihe und wenn Dinge ständig nur mit der halben Aufmerksamkeit gemacht werden, weil man eigentlich eine Pause braucht, ist es mit der Effektivität auch nicht weit her. Also sollten wir diese Erholungen/Pausen auch genau dafür nutzen, wofür sie gedacht sind: Als Erholung oder Pause. Denn nur mit diesen Pausen kann man danach wieder effektiver arbeiten, lernen und planen.
Also genauer formuliert: Um meine Zeit effektiv zu nutzen, muss ich auch meine Pausen effektiv nutzen!