Vom Tanzen. Ich habe mindestens die Hälfte meines bisherigen Lebens auf allen möglichen Tanzflächen verbracht. Nein, nicht nur die Disko, aber auch die. Ich habe so gut wie alles ausprobiert, was sie mir angeboten hat, Ballet, Jazztanz, HipHop, Dance4Fans, Tanzkurse sowieso, Lateinformation, Flamenco, Bollywood-Dance, Zumba, Trainerscheine, eigene Tanzgruppen von 4jährigen bis hin zu Studenten.
Was hat das mit Marathon- und Muskelaufbautraining zu tun?
Auch wenn ich mich bei beidem so gut wie nicht auskenne, so weiß ich doch, dass es mit kleinen Strecken oder Gewichten losgeht und die Wiederholungen durch Regelmäßigkeit zum Erfolg und mehr Leistung führen. Ganz wichtig dabei sind auch die Pausen dazwischen.
Bei all den verschiedenen Tanzrichtungen und den Wettkämpfen, an denen ich teilgenommen habe war immer gleich, dass man nie eine 4 Minuten Choreografie komplett lernt. Manchmal bekommt man sie einmal komplett gezeigt, um zu wissen wie es am Ende mal aussehen soll, aber man fängt immer klein an. Die Musik wird in Teile zerlegt, diese bekommen Schrittkombinationen, die Schrittkombinationen werden in einzelne Schritte zerlegt, die geübt werden, bis sie automatisiert sind und dann erst kommen die Armbewegungen dazu und die Richtungswechsel. Es baut sich langsam auf. Schritt für Schritt, Kombination für Kombination. Musikabschnitt für Musikabschnitt. Beim Aufbau der eigenen Choreographien für meine Tanzgruppen ging es genauso. Kleine Schritte werden zu Kombinationen usw.
Für die Wettbewerbe trainierten wir knapp ein Dreiviertel Jahr. Aber nicht der Pokal war in meinem Kopf sondern das Training. Mit den anderen Tänzern zusammen zu sein, Spaß zu haben, zu schwitzen, sich zu verausgaben und trotzdem zu genießen, jede Woche mehrmals dabei zu sein und mit einem Lächeln nach Hause zu gehen.
Tanzen hat mein Leben erfüllt seit ich 12 war. Es hat für mich die 3 Grundbedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und Beziehungen erfüllt. Ich habe mich entschieden dabei zu sein und bei jedem Training wieder entschieden, dass ich das machen will. Ich konnte mein Können ständig erweitern und verbessern und ich hatte nette Menschen um mich. Und ich habe mich dabei sehr gut gefühlt. Ich habe mir also in der Praxis erfüllt, wovon ich später die Theorie dazu in der pos psych kennenlernte.
Wenn man sich gut fühlt hat man schon einen wichtigen Aspekt von Gesundheit abgedeckt. Es stellt sich immer mehr heraus wie eng unser Umfeld und unsere psychische Gesundheit mit der körperlichen verwoben ist. Unsere sozialen Kontakte können uns durch Ermutigung, schöne gemeinsame Erlebnisse und Unterstützung förderlich sein. Die Verbundenheit mit anderen Menschen trägt uns, gibt Sicherheit und lässt uns positiver in die Zukunft schauen. Oder eben nicht, wenn das nur in unzureichenden Mengen oder gar nicht vorhanden ist. Die gute Nachricht dabei: das muss nicht so sein.
Und damit kommen wir zu den 4 Mythen, über die ich heute noch sprechen wollte:
Nummer 1: Das Leben ist hart aka: Das Leben ist kein Ponyhof.
Das Leben mag zwar manchmal schwierig sein und ich habe davon auch schon einiges mitbekommen, aber ob es ein Ponyhof ist oder nicht entscheiden wir. Und hart muss es auch nicht dauern sein. Meine beste Freundin hat ihr Leben vor ein paar Jahren zu einem Alpakahof (den Jodlerhof in Tirol) gemacht und ist glücklich damit. An solch einem Hof gibt es auch Dinge, die ich persönlich nicht attraktiv finde (wie Stall ausmisten), aber mit der passenden Einstellung kann das sogar eine meditative Arbeit sein, bei der der Kopf abschalten darf (hab ich mir sagen lassen).
Wir müssen kein hartes Leben haben, sondern dürfen auch ein leichteres haben – ohne schlechtes Gewissen und wir dürfen unser Leben selbst gestalten, ob Ponyhof, Alpakahof oder gar kein Hof, bleibt dabei uns überlassen. Wir sind die Entscheider, auch wenn manche Entscheidungen mit unangenehmen Konsequenzen einhergehen, aber wir entscheiden immer was wir eher in Kauf nehmen wollen.
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Nummer 2: Das Schicksal kann man nicht beeinflussen.
Nun ja. Die einen glauben an Schicksal, die andere nicht, aber egal wo man da steht, können wir uns denke ich darauf einigen, dass, wenn uns etwas widerfährt, das unangenehm oder schlimm ist, wir ganz unterschiedlich damit umgehen können. Beim überraschenden Verlust meines Vaters, haben die Menschen sehr unterschiedlich reagiert: die einen wollten nicht allein sein, die anderen wollten eine Weile allein sein, die nächsten haben direkt geweint, andere erst nach einer ganzen Weile und manche wollten erst einmal einen Schnaps trinken. Da war alles dabei und jeder hatte in dem Moment seine Art, damit umzugehen. Die Trauer ist selbstverständlich immer dabei, aber wie es im Leben danach weitergeht, ist dann nicht Schicksal, sondern liegt am Einzelnen. (Wen das Thema Trauer beschäftig, kann in meinem Buch Positiv trotz Schicksalsschlägen vielleicht etwas für sich mitnehmen. https://amzn.to/3OBF28b )
Dieser Spruch ist zwar abgedroschen, aber begleitet mich immer wieder durch das Leben: Man kann den Wind nicht beeinflussen, aber die Segel entsprechend setzen…
Nummer 3: Resilienz hat man oder nicht.
Resilienz, das Schlagwort, das seit 2020 Hochkonjunktur hat und seit der Ukrainekrise noch an Fahrtwind gewinnt. Damit ist Biss oder Durchhaltevermögen in Krisen gemeint und die Fähigkeit an Krisen nicht zu zerbrechen.
Zu einem gewissen Grad haben wir schon etwas davon in die Wiege gelegt bekommen, aber wir können jeden Tag etwas Neues dazu lernen, denn unser Gehirn ist neuroplastisch, das heißt es ist immer in Veränderung und Weiterverknüpfung begriffen. Sogar bei Schlaganfällen können Teile des Gehirns Aufgaben aus kaputten Regionen übernehmen lernen. Was heißt das also? Ich kann mir Fähigkeiten aneignen, die mir helfen besser mit Krisen umzugehen. Durch eigene Erfahrung, Bespiele von anderen, Durcharbeiten meiner eigenen Geschichte, usw. Aus jeder kleinen Krise, aus der man herausgekommen ist, hat eine Lektion ihren Platz in unserem Kopf gefunden und diese helfen uns für die nächste Krise. Dieses Thema hat auch Barbara Frederickson mit ihrer Aussage aufgegriffen: Das wichtigste Wort in dem Satz ist das Wort “Auch”. Und damit kommen wir auch gleich zum nächsten Punkt:
Nummer 4: Pos.Psych. ist gleich positiv denken.
Ein klares Nein von mir. Ziel der Positiven Psychologie ist nicht, dass wir im Kopf nur noch friedefreudeeierkuchen denken und alles durch die rosa Brille sehen, sondern dass wir es schaffen AUCH etwas positives daran zu sehen. Das muss auch nicht im akuten Krisenzustand sein, sondern vielleicht einige Zeit später. Die Erkenntnis, dass ein bestimmter Vorfall für etwas gut war: ein Lernen und damit ein persönliches Wachstum. Wenn man Beispielsweise einen wichtigen Termin übersehen hat, überlegt man sich im Anschluss eine Strategie, damit das nicht wieder passiert und somit hatte der Ärger, den man möglicherweise durch das Übersehen hatte, einen positiven Effekt auf unsere weiteren Strategien.
Tatsächlich ist es eher Selbstbetrug, wenn wir uns etwas schön reden, das nicht schön ist. Die Gefühle anzunehmen, die mit negativen Ereignissen einhergehen ist gesund und nur so kann es danach besser werden.
Mein Fazit: Die Positive Psychologie ist kein Hokuspokus oder eine Therapieform, sondern streng genommen, die wissenschaftliche Seite des guten Lebens. Sie erforscht nicht wie die Medizin, was krank macht, sondern was dazu beiträgt, dass Menschen gesund bleiben, aufblühen und sich gut fühlen und gut entwickeln. Dass unsere Gedanken unseren Körper beeinflussen können, kann jeder selbst testen indem er/sie an einen Biss in eine Zitrone denkt und dabei die Speicheldrüsen automatisch aktiviert. Die Ergebnisse der Forschung der positiven Psychologie überzeugen mich. Ich habe sogar selbst einige Fragebögen vor und nach dem Kurs von meinen Teilnehmern ausfüllen lassen und auch da konnte ich schwarz auf weiß sehen, dass es Übungen gibt, die uns guttun.
Wenn man lernen kann, wie man glücklicher sein kann, warum würde man das nicht tun? Warum wird das noch nicht in Schulen praktiziert? Und warum wissen das so viele Eltern nicht? Dafür braucht man nicht die ganze Theorie wissen, sondern zum Glück nur die praktischen Übungen machen, so wie ich mit dem Tanzen. Einfach machen. Immer wieder.
Was wäre, wenn es ein Training gäbe um sich mental besser zu fühlen?