Neurodiversität verstehen: Ein Einblick aus Elternsicht
Neurodiversität hört man in letzter Zeit immer öfter und steht für die natürliche Vielfalt des menschlichen Gehirns. Aus persönlicher und beruflicher Sicht hat Neurodiversität auch für mich eine große Bedeutung, da ich selbst neurodivers (neurospicy) bin und Eltern mit neurodiversen Kindern berate.
Neurodiversität schließt Begriffe wie ADHS, ADS, Autismus, Dyslexie oder Hochsensibilität und weitere ein. Für Eltern, die selbst neurodivergent sind, erscheint das Leben manchmal doppelt schwierig, da sie einerseits auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen wollen und andererseits ihre eigenen wahrnehmen und Raum geben müssen. Was ich an Neurodiversität so toll finde, ist dass es so viele Arten gibt, wie Menschen die Welt wahrnehmen und erleben. Es gibt keine richtig oder falsch – nur anders.
Praktische Tipps für den Alltag als ND-Elternteil
Als neurodiverser Elternteil ist der Alltag oft stressig, das kommt uns nicht nur so vor. Aber mit den passenden Strategien lässt sich vieles leichter bewältigen. Hier sind einige meiner bewährten Tipps:
- Akzeptiere deine Neurodiversität oder die deines Kindes: Der erste Schritt ist, sich selbst und die neurodiverse Präsenz in deiner Familie anzunehmen. Das ist schon mal schwieriger als in anderen Familien und kostet Energie.
- Offene Kommunikation: Sprich offen mit deinen Kindern über Neurodiversität. Wenn sie dich oder sich besser verstehen, fördert das das Verständnis in der Familie. Sie verstehen, warum sie sich anders fühlen oder anders denken als Klassenkameraden oder zu verstehen, warum du manchmal so reagierst, wie du es tust. Mein Sohn und ich teilen regelmäßig lustige Memes über ADHS, in denen wir uns wiederfinden.
- Struktur mit Flexibilität: Feste Routinen können den Alltag erleichtern, aber es ist auch wichtig flexible zu bleiben.. Erlaube dir und deinen Kindern Pausen, wenn nötig. Stell dir das wie Leitplanken an einer Straße vor: manche Straßen sind enger, manche breiter. Finde raus, was du oder deine Kinder brauchen.
- Hilfsmittel nutzen: Zeitmanagement-Apps oder Planer (vielleicht in Form von selbstgebastelten Postern) können euch helfen, den Alltag für die Familie zu strukturieren. Ich arbeite mit einem Terminkalender mit halbstündlichen Intervallen und meinem Handykalender um mich rechtzeitig zu erinnern. Außerdem Trello für Projekte. Für die Kinder hatte ich als sie jünger waren A4 Seiten mit erste Symbolen für bestimmte Abläufe, später mit Text und Klappmöglichketen, damit sie sehen konnten was erledigt war.
- Unterstützung suchen: Ob von Familienmitgliedern, Freunden oder Fachkräften – hol dir Hilfe, um bei dir den Druck rauszunehmen. Auch ich gehe immer wieder einmal zu einem Coach, wenn ich an meine Grenzen stoße. Neue Impulse oder manchmal eine Erinnerung an Dinge, die man eigentlich schon weiß, sind immer wieder mal gut.

Stressbewältigung für ND-Eltern: Strategien für mehr Balance und Resilienz
Stress gehört für neurodiverse Familien oft zum Alltag, aber mit Verständnis und den richtigen Techniken können wir den Alltag leichter bewältigen. Als Mutter von drei Kindern und Beraterin für neurodiverse Familien habe ich Strategien entwickelt, die helfen, Balance zu finden – auch wenn es nicht immer einfach ist – wie beim Jonglieren.
1. Pausen sind wichtig
Um Stress abzubauen wird häufig Entschleunigung vorgeschlagen. Das ist für neurodiverse nicht immer möglich. Aus meiner Erfahrung sind Pausen eher eine Option. Plane bewusste Pausen ein, sei es ein kurzer Spaziergang oder Zeit für ein Hobby. (Bei mir ist das eine halbe Stunde puzzeln bei meiner Lieblingsplaylist – mit Timer.) Es mag schwer erscheinen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, aber gerade als ND-Elternteil ist es wichtig, die eigenen Ressourcen regelmäßig aufzufüllen.
2. Emotionale Regulation üben
Emotionen können schnell überwältigend sein. Techniken zur emotionalen Regulation wie Atemübungen oder Meditation helfen dir, in stressigen Momenten ruhig zu bleiben. Mein Einstieg dazu war, eine Kette mit einem Steinanhänger, die mich kurz vor dem Ausbruch erinnert hat, kurz den Raum zu verlassen und durchzuatmen. Inzwischen reicht meistens bewusstes Atmen. Training verbessert das deutlich.
3. Setze realistische Erwartungen
Perfektionismus führt oft zu Überlastung. Setze dir realistischere Ziele und erkenne an, dass nicht immer alles perfekt laufen muss. Natürlich hätte ich auch am liebsten, dass alles glatt läuft, aber das tut es nun mal nicht. Und die vielen perfekten Bilder, und Momente, die über Social Media präsentiert werden, sind nur Momentaufnahmen. Wer gerade sein super gesundes Essen für die Kinder präsentiert, lässt den Moment weg, wo sie darüber nörgeln, oder zeigt nicht die Wäscheberge im andern Zimmer. Eine Familie ist wie jonglieren: alle Bälle immer oben zu behalten ist nicht immer möglich. Manchmal fällt eben einer runter. Das ist ok.
4. Schaffe Routinen für dich selbst
Routinen helfen nicht nur Kindern, sondern auch dir. Ein fester Tagesrhythmus gibt Halt und Struktur, insbesondere in einem hektischen Alltag. Zu starre Routinen engen mich ein, deswegen habe ich mir zwischen Routineaufgaben immer flexible Zeiten eingebaut. Früher hatte ich keine Pflanzen, da ich es einfach nicht hinbekommen habe, mich darum auch noch zu kümmern. Beim Reinigen hat mich meine Schwiegermutter an festen Tagen unterstützt. Heute habe ich Eselsbrücken für die Wochentage, an denen bestimmte Aufgaben eingeplant sind (z.B. FREItag wird es staubFREI -> staubsaugen, inzwischen helfen dabei auch die Teenager).
Fazit
Ja, manchmal rutscht man in die Überlastung wegen Perfektionismus, Multitasking und Prokrastination und mangelnder Priorität der eigenen Bedürfnisse. Als ND-Elternteil ist es aber möglich, trotz der Herausforderungen eine Balance zu finden. Mit den richtigen Strategien und einer gesunden Portion Selbstfürsorge kannst du den Alltag besser bewältigen. Falls du auf diesem Weg Unterstützung suchst, stehe ich dir als Berater zur Seite – gemeinsam finden wir den richtigen Ansatz für dich und deine Familie.
Melde dich unter 015206848160